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Was ist eine automatische Fütterung für Pferde?

Was ist eine automatische Fütterung für Pferde?

Mit Pferdehaltung wird noch häufig ein verklärt, romantisches Bild verbunden. Vielleicht erinnert man sich in seiner Kindheit bei den Großeltern oder den Nachbarn die Pferde gestriegelt zu haben oder geritten zu sein. Die harten, oft manuell durchgeführten täglichen Arbeiten vom Boxen ausmisten bis hin zum Heu zuteilen blieben meist im Verborgenen. Zwar gehören diese immer noch zum Alltag eines Pferdebesitzers oder -halters, doch auch in diesen Teil unseres Lebens ist die Moderne eingezogen.

Was ist eine automatische Fütterung für Pferde? Eine automatische Fütterung ist eine zeitliche Begrenzung der Fresszeiten. Diese kann einerseits über einen Futterportionierer erfolgen, welcher das Futter in kleinen Portionen ausgibt, oder über mechanische Barrieren zum Futter wie beispielsweise Klappen, Planen oder Rollläden.

Wir stellen euch hier die gängigsten Vertreter beider Systeme sowie deren häufigsten Anwendungsbereiche und deren Vor- und Nachteile kurz vor.

Arten der automatischen Fütterung im Detail

Prinzipiell wird die automatische Fütterung in zwei Systeme unterteilt.

Bei der ersten Variante wird das Futter in einzelne Portionen vorportioniert. Dem Pferd werden diese einzelnen Portionen zu bestimmten Zeitpunkten automatisch über den Tag verteilt zur Verfügung gestellt.

Die zweite Variante ist, dass es eine sehr große Futtermenge gibt, wie z.B. einen ganzen Heuballen, wobei dem Pferd der Zugang zum Futter durch täglich mehrere begrenzte Zeitfenster automatisiert ermöglicht wird.

Beide Formen dieser zeitgesteuerten Fütterung erleichtern dem Anwender in gleichem Maße die zeitaufwändige und schwere Arbeit. Jedoch welche der beiden Arten die jeweils gesündere und stressfreiere für das Pferd ist, bzw. ob eine automatisierte Fütterung überhaupt in Frage kommt sind immer individuell abzuschätzen.

Details zur ersten Variante: der Heuschrank mit fixen Portionsgrößen

Die bekannteste Umsetzung dieses Systems ist ein Futterschrank in dem sich mehrere Fächer übereinander befinden.

Die jeweiligen Böden dieser Fächer sind elektronisch gesichert und klappen zu bestimmten, frei wählbaren Zeitpunkten nach unten. Dadurch fällt das sich in dem Fach befindende Futter nach unten auf den Boden.

Der untere Teil des Schrankes ist zumeist durch ein Metallgitter (Raufengitter) teilweise geöffnet, sodass das Pferd Zugang zu den vorportionierten Rationen hat. Es gibt ebenso Varianten, wo der untere Teil kein Raufengitter hat und das Futter frei zugänglich ist. Hersteller geben an, dass das Raufengitter zu einem kontrolliertem und langsameren Fressverhalten führen soll.

Anwendungsbereich:

Diese Futterschränke finden sowohl in Boxenhaltung als auch in Offenställen Anwendung und sind somit beidermaßen für einzelne Tiere, als auch für mehrere gleichzeitig, zugänglich.

Das großartige an dieser Art der automatisierten Fütterung ist, dass mittels der vorportionierten Rationen eine sehr individuelle Fütterung möglich ist, indem jedes einzelne Fach mit z.B. unterschiedlichem Futter wie Heu, Stroh oder Kraftfutter, Obst oder Gemüse befüllt werden kann.

So wird einerseits direkt die Menge gesteuert, die ein einzelnes Pferd benötigt, sowie auch auf spezielle Bedürfnisse wie Kraft- oder Mineralfutterzusätze eingegangen.

Diese Futterschränke können mit beliebig vielen Fächern und sowohl mit 230 V (normaler Stromanschluss) als auch mit 12 V (Batterie) betrieben werden. Eine Variante mit Solarbetrieb ist mir persönlich in der Praxis noch nicht unterkommen, was jedoch nicht heißen soll, dass es sie nicht gibt 😉

Vor- und Nachteile:

Ein Nachteil dieser Fütterung ist das Raufengitter, da sich selbst geübte Fresser immer wieder die Zähne daran schlagen und es so über längere Zeiträume zu Abnutzungen oder Schäden am Gebiss kommen kann.

Ein weiterer Nachteil liegt in der Anatomie des Pferdes selbst: Dadurch, dass das Futter nicht von oben und vorne zugänglich ist, sondern sich unter dem Schrankbereich befindet, muss das Pferd, um an das Fressen zu gelangen, den Kopf seitlich verdrehen.

Dies unnatürliche Fresshaltung führt zu einem Verdrehen des Genicks wobei es zu Verspannungen bis hin zum Verdrehen der Wirbelkörper kommen kann. Auf lange Sicht gesehen sind dadurch Problemen in der Beweglichkeit des Pferdes und somit beim Reiten möglich.

Ebenso kommt es dadurch zu einer Einschränkung der natürlichen Kaubewegung und ungleichmäßigen Abnützung des Gebisses.

Durch entfernen der Metallstäbe kann dies leicht verhindert werden, d.h. diese Nachteile lassen sich sehr leicht aus dem Weg räumen. Das Weglassen der Stäbe und ein zusätzlicher Einbau einer schrägen Platte am Boden ermöglichen ein herausrutschen des Futters unter dem Schrankbereich, sodass es ohne Behinderung von oben frei für das Pferd zugänglich ist.

Ebenfalls zu bedenken ist eine eventuelle Belüftung des Schrankes, um eine Schimmelbildung durch Staunässe oder Kondenswasser zu verhindern.

Weiters zu beachten ist die Körpergröße und physische Stärke jener Personen, die den Schrank befüllen, denn die Höhe des höchsten Faches sollte noch bequem, sicher und ohne physischen Kraftakt zugänglich sein.

Zwar hat der Pferdehalter einen sehr guten Überblick über die Futtermenge, die das Pferd verzehrt, jedoch ist die Befüllung der einzelnen Fächer immer noch manuell durchzuführen und zumeist täglich zu verrichten.

So sieht’s in der Praxis aus:

Futterschränke dieser Art werden von mehreren Herstellern angeboten, es befinden sich aber auch sehr schicke selbstgemachte Nachbauten im Einsatz, wie z.B. diese Variante hier:

Details zur zweiten Variante: die Heuraufe oder Heukiste mit beschränktem Zeitzugang

Zu diesem System zählen die weit verbreiteten Heuraufen mit sich automatisch öffnenden Rollläden oder Planen. Eine Heuraufe, entweder aus Holz oder Metall, mit Dach und Fressplätzen für mehrere Pferden wird mit einer großen Menge Futter wie z.B. einem ganzen Heu Rundballen bestückt.

Der Zugang zu dieser Futterration wird mit Hilfe von sich selbständig öffnenden und schließenden „Wänden“ zeitlich begrenzt. Diese Ausführung solcher Wände ist vielseitig und reicht von Holzplatten über stabile Plastikplanen hin zu metallenen Rollläden.

Es kommen hierbei drei unterschiedliche Zugänge zur Anwendung: einerseits schließt die Vorrichtung von oben nach unten, andererseits ist eine Schließung von unten nach oben möglich. Beide haben ihre Vor- bzw. Nachteile und werden von den jeweiligen Befürwortern und Gegnern in diversen Foren teils sehr ausführlich diskutiert. Die dritte Variante des Verschlusses sind sich von der Seite schließende Platten, welche den Zugang zum Futter regeln. So weit mir gekannt ist, bietet diese Art des Verschlusses jedoch nur ein Hersteller an.

Eine weitere häufig eingesetzte Konstruktion ist eine Heukiste mit einem sich selbständig öffnenden und schießenden Deckel. Auch hier wird der Zugang zu einer größeren Portion Futter zeitlich geregelt.

Anwendungsbereich:

Heuraufen, die Platz für einen ganzen Heuballen bieten, sind zumeist sehr groß und durch ihr ohnehin vorhandenes Dach bestens für den Außenbereich geeignet. Sie finden in Offen- oder Aktivställen ihren Einsatz und sind perfekt zum Versorgen einer Herde.

Die Heukisten hingegen können je nach Größe und Ausführung als Einzelfutterstelle sowie auch zur Fütterung einer Herde verwendet werden.

Vor- und Nachteile:

Der Charm dieser Art der Fütterung ist, dass die Befüllung der Raufe oder Kiste mit Hilfe eines Traktors oder eines Staplers durchgeführt werden kann. Dies erspart dem Pferdehalter die teils mühselige und staubige Arbeit des Heuportionierens.

Ebenso müssen diese Systeme nicht täglich nachgefüllt werden und können mit Futter für mehrere Tage (oder bei kleinen Herden sogar Wochen) bestückt werden.

Zu bedenken ist hierbei, dass das Futter sich nicht ganz am Boden befindet, so wie es für Pferde die natürlichste und gesündeste Fresshaltung wäre. Die Entnahme des Heus sollte daher möglichst bodennah realisiert werden indem sich der Boden der Heuraufe auf möglichst niedrigem Niveau befindet.

Ein weiterer Punkt, der unbedingt bedacht werden muss und sich eventuell zu einem großen Stressfaktor auswirken kann ist, dass sehr langsame Fresser oder rangniedrige Tiere nicht zu genügend Futter kommen, da das Fressintervall zu kurz gewählt ist oder die ranghohen Herdenmitglieder sie vom Futterplatz verscheuchen.

Das Gegenteil gilt ebenso für futterstarke Tiere, die bei einem zu langem Öffnungsintervall zu viel des Guten erhaschen. Eine in sich harmonische Herde und angepasste Fresszeiten sind daher essentiell, um die Vorteile dieser Art der Fütterung voll auszuschöpfen.

Ebenfalls darf die Hartnäckigkeit und Kreativität unserer geliebten Vierbeiner nicht unterschätzt werden. Bei nicht sachgemäßer Ausführung können sich schlaue Ponys Zugang verschaffen oder besonders in sich ruhende Pferdchen das Schließen der Plane schlicht und ergreifen ignorieren. Hier hat sich ein unter Strom setzen des Verschlusses als zuverlässige Abhilfe erwiesen.

Bei der Heukiste ist ebenfalls zu beachten, dass diese regelmäßig komplett entleert und gut gelüftet ausgeführt ist, oder regelmäßig auf Feuchtigkeit kontrolliert wird um Schimmelbildung zu vermeiden.

So sieht’s in der Praxis aus:

Im Internet finden sich viele Bauanleitungen und nicht wenige begabte Bastler haben sich eine Raufe gebaut oder eine bestehende automatisiert. Ebenso gibt es einige Hersteller am Markt, die verschiedene Kombinationen aus Material (Holz / Nieroster) und Verschlussrichtung (von oben / von unten sowie Verschlussvorrichtungen (Plane, Holz, Netze) miteinander kombinieren.

Hier ist ein Beispiel von einer selbstgebauten Heukiste, deren Deckel sich zu vorgegebenen Zeiten automatisch öffnet und schließt.

Wer bereits eine Raufe zur Verfügung hat oder sich selber eine bauen kann und nur noch nach dem passenden Verschlusssystem sucht, wird z.B. bei InnoStable fündig. InnoStable bietet ein fertiges Do-it-yourself-Kit in dem für Dich die technischen Details bereits alle geklärt sind. Das fertige System muss nur noch an die Raufe angepasst und aufgebaut werden.

Nachfolgend ein Beispiel einer mit dem Do-it-yourself-Kit von InnoStable versehenen Raufe.

Hier ist unser Prototyp gerade im Testeinsatz – es funktioniert wunderbar : )

Auf eine automatische Fütterung von Pferden umzusteigen hat viele Vorteile und ist mit enormer Arbeitsersparnis verbunden. Wie jedoch bei jedem Projekt sollten auch hier eine genaue und durchdachte Planung erfolgen.

Ich wünsche euch und euren geliebten Vierbeinern alles Liebe und Gute, Gesundheit und viel Freude!

Eure Manuela vom InnoStable-Team.

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